Biographie: Brigitte Streubel
Brigitte Streubel (geboren 1950) war seit den 70ern Teil der weiblichen Kommune "Harem". Fotomodell, Schauspielerin, Video Künstlerin, Fernseh-Regisseurin. Ihre Produktion "Die 5 Tibeter" wurde in 5 Ländern 20 Jahre lang ein best und long-seller.
Brigitte's Weg nach innen
Ich bin aufgewachsen in einer spießigen Großfamilie von Vertriebenen,
wurde ein braves ängstliches Mädchen (Heulsuse und Trotzkopf). Ich versuchte sehr früh, immer wieder aus den engen Familien-Mustern zu fliehen.
Wohin?
Da mir viele sagten, dass ich hübsch sei, bewegte ich mich in Richtung der Sinnlichkeit, die zuhause nicht möglich war. Ich suchte wohl die ungelebte Sexualität meines Vaters. Dazu floh ich nach Amsterdam, das damals in Europa das Zentrum wilden Lebens war. Später ging ich nach Paris, um Fotomodell zu werden.
Ich war anfangs als „Frischfleisch“ unterwegs, dann 7 Jahre lang Werbung, PR-Spots, viele Cover für Modezeitschriften, viele Auslandsreisen. Später Mailand, Rom, Hamburg und München. Ich überarbeitete mich völlig, wie ich das immer tat. In dieser Zeit malte und zeichnete ich viel - und lernte Temur Samy („Citta 2000“,„BlowUp“, die erste Großdisko Deutschlands, Szene-Lokale) kennen. Ich lebte in seiner „weißen Wohnung“, einer Art Kommune, und eröffnete mit ihm „Das weiße Haus“, ein Hippietreffpunkt (heute „Theater der Jugend“).
Über die Beziehung mit dem Regisseur des neuen deutschen Films Ulli Lommel, versuchte ich Schauspielerin zu werden. Er wurde zur großen „Liebe meines Lebens“. Wir beide versagten in unserem Film „Der zweite Frühling“ mit Curd Jürgens, er als Regisseur und ich als Schauspielerin. Und mein Eheversuch mit Ulli scheiterte. Während dieser Zeit lernte ich Rainer Langhans kennen, der mir eine andere Perspektive eröffnete, was Liebe sein kann.
Ich aber versuchte immer wieder, mit Männern, nun ohne tiefere Bindungen, meine Sexualität zu leben. Und ich begann, nun hinter der Kamera für Film und Fernsehen zu arbeiten - und schließlich als Videokünstlerin.
Um Rainer sammelte sich in dieser Zeit eine Gruppe von Frauen, die von der Öffentlichkeit später „Harem“ genannt wurde, tatsächlich aber die Selbsterkenntnisarbeit der Kommune I fortsetzte. Zunächst schwankte ich zwischen dieser Gruppe und meinen eher onanistischen Erfahrungen mit Männern, die mir zunehmend als sinnlose Wiederholungen erschienen.
Das führte dazu, dass ich ausgerechnet Rainer darum bat, mich aus dieser nymphomanischen Sexualität herauszuholen. Das bedeutete, dass ich ihn davon überzeugen musste, mich sexuell abzuholen. Das war schwer, denn er hatte sich auf seinem spirituellen Weg schon ziemlich weit davon entfernt.
Schließlich entschloss er sich, mir zu helfen – und vermutlich sich selbst. Wir begaben uns in eine Ausstiegspraxis, die man vielleicht als tantrisch bezeichnen kann. Sie hält bis heute an - von vielen Abstürzen, Fluchtversuchen und Rückfällen meinerseits begleitet. Darin entdeckte ich, wie sehr mich Gewalt in der Sexualität faszinierte. Rainer war für mich daher zunächst nur ein Schlappschwanz, eine schlaffe Nudel.
Damit quälen wir uns heute nicht mehr rum – was mich immer wieder mal frustriert.
Noch immer traue ich mich nicht, mir einzugestehen, dass es eine solche Liebe gibt -nämlich eine ganz andere, die ich durch Rainer in Richtung Spiritualität zu entwickeln versuche.
Dies wurde meine erste lange Beziehung.
Das hieß für mich ärgerlicherweise, dass es noch andere Frauen um Rainer gab. Eigentlich unerträgliche Konkurrenz, dieser „Harem“. Aber für uns als Frauen bedeutete und bedeutet das, sich nicht mehr über den Mann verwirklichen zu können. Daraus entstanden Performances wie Bücher, Fancines, TV-Filme- und Auftritte in Talkshows, Websites usw.
Das hieß, wir mussten und konnten das über uns selber tun. Wer sind wir selber?
Das kann man nur in der Spiritualität entdecken, denn sie hilft uns, aus den weiblichen
Mustern auszutreten. Diese sind: Sexualität, Muttitum, Kinder, Eifersucht, Neid, unsere eigene Gewalt erkennen, sich im Patriarchat zu kurz gekommen fühlen usw.
Bei diesem Versuch erleben wir, wie stark wir uns in ihren Fängen befinden, unüberwindbar...
Das wurde für mich durch meine Arbeit, aus der Sexualität herauszugehen, noch einmal schrecklich sichtbar: Dass diese dann mich einnehmende gewalttätige Mutter geradezu „faschistisch“ ist: Der kleine Junge muss parieren. Wehe, wenn nicht! Die langjährige Pflege meiner sterbenden Mutter hat mich noch einmal zusätzlich in dieses Muster eingesperrt.
Und ich fühlte mich immer noch nicht geliebt. Ich wurde ihr immer ähnlicher, was ich nie wollte: Niemals sich entspannen können, Kurzzeitgedächtnisstörungen, kaum mehr schlafen...
Trotzdem bin ich durch unsere Arbeit schon etwas weiter gekommen – nach innen.